Unser Egerland
Monatsschrift für Heimaterkundung und Heimatpflege
Begründet von Alois John
XXV. Jahrgang 1921

Etwas vom "Huas'n-oa(n)-thou-tra"

von Rudolf Köhler (Karlsbad)

In neuerer Zeit sehen wir erfreulicherweise dieses altehrwürdige Zeichen strammen Egerländer Stammes- und Selbstbewußtseins und treuer Egerländer Heimatliebe immer häufiger offen in Verwendung treten.

Manche Heimatszugehörige tragen den "Huas'n-oa(n)-thou-tra" im Knopfloche, andere wieder in der Halsbinde oder an der linken Rockklappe.

Es dürfte mancher sich gefragt haben, wie denn gerade der "Huas'n-oa(n)-thou-tra" zum heimatlichen Merkzeichen auserwählt wurde und was er denn wirklich einst gewesen ist.

Der ursprüngliche Zweck des großen "Huas'n-oa(n)-thou-tra" war, den Mittelteil des breiten, schwarzledernen Hosenträgers ("Huas'n-g'schirr" oder auch "Huas'n-trogha" genannt), die Hose selbst und das "Huas'ntürl" (Latz'n) zu verbinden und festzuhalten; er war also nichts anderes als ein großer, schön verzierter Hosenknopf. Die zwei seitlichen Hosenknöpfe waren kleiner und hießen deshalb kleine "Huas'n-oa(n)-thou-tra".

Diese Knöpfe waren aus Messing hergestellt, feuervergoldet, reich und geschmackvoll verziert, dienten also gleichzeitig als Schmuck. Jeder Bauer war stolz auf einen schönen "Huas'n-oa(n)-thou-tra" und hat ihn stets in Ehren gehalten.

Als um die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts die schöne Alt-Egerländer Tracht, besonders bei den Männern, immer mehr der städtischen Kleidung weichen mußte, verschwand mit ihr auch der "Huas'n-oa(n)-thou-tra".

Doch gar bald erstand er wieder zu anderem Zwecke: Der Gedanke, den "Huas'n-oa(n)-thou-tra" aufleben zu lassen, tauchte zuerst unter den Angehörigen der Landsmannschaft "Egerländer Landtag" in Prag auf. Als im Herbst des Jahres 1872 der "Landmarschall" des zweiten Wahlabschnittes dessselben, Herr med. univ. Dr. Michael Urban, jetzt in Plan bei Marienbad, behufs Ablegung einer Prüfung Prag weilte, wollte man diese Gelegenheit benützen, den wackeren Landsmann und eigentlichen Gründer dieses heimatlichen Vereines auf heißem Boden, besonders zu ehren. Nach langem Hin- und Herberaten einigte man sich schließlich zur Schaffung des großen und kleinen "Huas'n-oa(n)-thou-tra-Ordens" und Herr Dr. Urban war der erste, dem der große "Huas'n-oa(n)-thou-tra" als Gedenkzeichen in offener Landtagssitzung verehrt wurde. (Auch die "Eghalända Gmoin" verwenden den großen und kleinen "Huas'n-oa(n)-thou-tra" als Auszeichnung.)

Einige Zeit darauf brachte die Glaswarenhandlung Ertl in Eger den "Huas'n-oa(n)-thou-tra" nach dem Muster der "Egerländer Landtag"-Ordensauszeichnung in den Handel, was später auch durch andere Geschäfte geschah.

Einige Egerländer Wandervögel sprachen vor kurzem davon, den großen "Huas'n-oa(n)-thou-tra" in ihren Kreisen als Gürtelschließe einführen zu wollen, ähnlich wie manch andere, hauptsächlich reichsdeutsche Wandervögel, Gürtelschließen mit altgermanischen Zeichen (Hakenkreuz u. a.) tragen.

Anfangs wurde der "Huas'n-oa(n)-thou-tra" meist nur von Mitgliedern Egerländer Vereine in der Fremde getragen; heute begegnet man diesem altheimatlichen Zeichen auch im Egerlande selbst wieder recht häufig, was sehr erfreulich ist. Möge er fernerhin von allen unseren Landsleuten mit Stolz getragen werden, ist er doch heute zum offenen Zeichen treuen Egerlandtumes und unentwegter deutscher Heimatsliebe im allgemeinen geworden.

Clemens Zedtwitz-Liebenstein erwähnt in seinem Mundartgedichte "D'Bauerntracht" auch den "Huas'n-oa(n)-thou-tra":

"Da Hout mit sein schäin Bandan,
Da Taudra af da Brüst,
Mit'n annan Bauangwandan,
I häit neks schänras gwüßt."

Herr Dr.M. Urban brachte im "Kalender für das Egerland 1920" die Geschichte seines "Huas'n-oa(n)-thou-tra", die viel Volkstümliches bietet und H. N. Kraus in seinem "Eghalandrisch" a Gschicht vom Huas'n-oa(n)-thou-tra.

In Sabathils Egerländer Liederreigen "Kirwa 'ris!" heißt es unter anderem: "Bursch putzt enk'a Huas'n-oa(n)-thou-tra, lauts hübsch Thala sea!"

Besonders treffend aber ist der "Huas'n-oa(n)-thou-tra" in dem Volksliede vom Egerländer "Bauang'wand" besungen; der Volksmund singt da:

"... U siah ri no sei(n) (des Egerländers) Huas'n oa(n)
Buakledan möißn s' sa(n)
Dau laffm ma(n) üwa d' Backn oi
Va latta Fraid glei d' Zah(r).

Da Huas'n-oa(n)-thou-tra dea(r) ris d' Sunn
Am Huasn-Firmament;
Di annan Knöpf' - dös san ahlt d' Stea(r)n -
Plane(t)la, wöi ma(n) s' nennt ..."

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