Sektion Eger und Egerland
im Deutschen Alpenverein
Sitz Bubenreuth

Edith Bergler, Bayreuth

 

1894
Am 13. Juni wurde in Eger im Hotel "Kronprinz" die Sektion "Eger und Egerland" des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins gegründet.

Dem Gründungsvorstand gehörten an:

→ Dr. Hans Lauterer, 1. Vorsitzender
→ Prof. Josef Bubenitschek, Stellvertreter
→ Dr. Hans Stanka, Schriftführer
→ Wilhelm Mehlhardt, Zahlmeister
→ Ing. Dominik Kreuzinger, Bücherwart
→ Fritz Ernst, Beisitzer
→ Dr. Eduard Lederer, Beisitzer
→ Dir. Hermann Baelz, Beisitzer

1895/96
Die Sektion hatte bereits 104 Mitglieder, richtete eine Sektionsbibliothek ein und begann die Wegemarkierungsarbeiten am Grünberg.

1904
Die rührige Sektion beschloß am 1. Februar, in 2350 m Höhe am Seekofel in den Pragser Dolomiten die Egerer Hütte, eine bewirtschaftete Schutzhütte, zu bauen.

Zum 720 qm großen Bauplatz auf der Fossesalpe am Südhang des Seekofels wurde von der Sennesalpe her ein Güterweg hergestellt. Hütte samt Grundstück sowie die Wege- und Wassernutzungsrechte wurden im Grundbuch beim Amtsgericht Cortina eingetragen.

1907
Am 16. Juli fand die feierliche Einweihung der Egerer Hütte statt.

Angelo Bernardi legte den Gratweg zum 2810m hohen Gipfel des Seekofels an; ein Steig von der Hütte nach St. Vigil und ins Valle di Rudo entstand. Eine Anstiegsroute auf die Hohe Gaisl wurde projektiert.

1914-1918
Während des Ersten Weltkriegs diente die Hütte vorwiegend als Unterkunft für das Militär.
Nach Kriegsende fiel Südtirol an Italien.
73 Hütten des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins in Südtirol wurden als feindliches Eigentum von den Italienern beschlagnahmt und anschließend entschädigungslos enteignet. Auf diese Weise verlor die Sektion ihre Egerer Hütte.
Heute trägt die Hütte den Namen Seekofel-Hütte.

1919
Am 16. April, in der ersten Hauptversammlung nach dem Krieg, wurde Prof. Dr. Georg Irrgang zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Da aus den ehemals österreichischen Landesteilen Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien die am 28. Oktober 1918 erstmals gegründete Tschechosolwakei entstanden war, mußte die Sektion den neuen staatsrechtlichen Verhältnissen Rechnung tragen.

1920
Die Sektion wurde am 15. März in den selbständigen "Deutschen Alpenverein Eger und Egerland" umgewandelt und der Beitritt zum neugebildeten "Verband der deutschen Alpenvereine im tschechoslowakischen Staate" beschlossen.

1922
Trotz der finanziell angespannten Lage, die Fahrten in die Alpen kaum mehr zuließ, wurde am 15. März ein neuer Hüttenbaufonds ins Leben gerufen.

1923
Unter Gustav Worsch, dem am 19. März gewählten 1. Vorsitzenden, wandte man sich verstärkt den Bergen und Wäldern der Heimat zu. Die Markierungsarbeiten im Tillenberggebiet wurden fortgeführt. Dabei tauchte der Gedanke auf, hier eine Schutzhütte zu errichten.

1924
Am Tillen wurde am 24. Juni das erste Bergfest abgehalten, das zu einer jährlichen Dauereinrichtung wurde.

1925
In der Nähe des böhmischen Granatbrünnels wurde am Tillen ein 2250 qm großes Grundstück gekauft.

1926
Am 24. März erhielt die Firma Karl Jacik aus Eger den Auftrag zur Errichtung des steingemauerten Unterbaus der Hütte. Der Firma Josef Woisetschläger aus Hohenfurt im Böhmerwald wurde die Erstellung eines stockhohen Holzoberbaus übertragen.

1926
Am 25. April fand die Grundsteinlegung und am 3. Oktober die Weihe und feierliche Eröffnung des Tillenberg-Schutzhauses statt.

Neue Wegemarkierungen, der Anschluß an die Wanderwege des Böhmerwalds sowie die Bergfeste steigerten den Besuch des Schutzhauses, in dem der Turnverein Eger ein eigenes Turnerzimmer, die "Jahnstube", einrichtete.

1930
Dr. Anton Pecher wurde am 15. Januar zum 1. Vorsitzenden gewählt.

1931/32
Eine 1,5 km lange Straße wurde eröffnet,
die beim Kammerwagenstein bei Ulrichsgrün begann. Eine Werbekampagne in den Weltkurorten Marienbad und Franzensbad sowie in den Schulen, aber auch der Skiwettlauf "Rund um den Tillen" am 15. Februar 1931 steigerten den Bekanntheitsgrad des Schutzhauses, so daß 1932 etwa 4.300 Besucher gezählt werden konnten. Dadurch war es möglich, weitere 10.332 qm Grund anzukaufen, um bei den Bergfesten mehr Platz zur Verfügung zu haben.

Damit die Mitglieder Fahrpreisermäßigungen auf den tschechischen Staatsbahnen erhalten konnten, trat der Verein dem Hauptverband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine mit Sitz in Aussig bei. Bedingt durch den politischen Umschwung im Deutschen Reich und die steigenden Arbeitslosenzahlen in den Sudetengebieten entstand unter der Bevölkerung eine gewisse Unruhe. Um den Verein nicht in den deutschnationalen Strudel geraten zu lassen und die Mitglieder vor unüberlegten Handlungen zu bewahren, lenkte der Vorstand die Aufmerksamkeit auf den Erhalt und die Betreuung eines Arbeitsgebiets in den Alpen.

1937
Der Hauptausschuß des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins bot dem Verein die Radstädter Hütte (1768 m) am Roßbrand bei Radtstadt im Ennstal zum Kauf an. Die Hütte ging noch im selben Jahr in den Besitz der Sektion Eger und Egerland über.

1938
Zum ersten Vorsitzenden der Sektion wurde Dr. Ing. Oskar Schütz gewählt.

1939
Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte die Eintragung beim Grundbuchamt am Bezirksgericht in Radstadt. An der Hütte mußte sehr viel gerichtet werden. Dies war aber wegen des Kriegsbeginns auch nicht mehr möglich.

1943 Die Radstädter Hütte wurde geschlossen.

1945
Nach Kriegsende (Mai 1945) wurden die Vereinsakten und die Sektionsbücherei beschlagnahmt und von Tschechen abtransportiert.
Das Tillenberg-Schutzhaus wurde von Tschechen geplündert, total verwüstet und später abgerissen. (Eine Nachbildung des schönen Schutzhauses ist heute am Fuß des Grenzlandturms in Neualbenreuth in der Oberpfalz zu bewundern.)
Das Schicksal der Radstädter Hütte war unbekannt.
Die Sektion hatte aufgehört zu bestehen, da durch die Vertreibung die Mitglieder, die den Krieg überlebt hatten, in alle Winde zerstreut wurden.

1950
Die ersten Anregungen, die Sektion Eger und Egerland wieder ins Leben zu rufen, gehen auf eine Zusammenkunft von Vertretern ehemaliger sudetendeutscher Sektionen zurück. Am 13. Mai wurde in einer Versammlung, bei der auch der ehemalige Vorsitzende Dr. Anton Pecher anwesend war, beschlossen, die frühere Sektion Eger und Egerland wieder zu aktivieren und mit anderen sudetendeutsche Sektionen in einem neuen Verband sudetendeutscher Alpenvereins-Sektionen zusammenzufassen.

1953
In Regensburg im Jesuitenbräu fand am 25. Oktober die erste offizielle Besprechung über eine Reaktivierung der Sektion Eger und Egerland statt.

1954
Etwa 35 ehemalige Mitglieder hatten sich wieder gefunden. Im Januar war die Satzung des Österreichischen Alpenvereins eingetroffen.
Am 14. März wurde Dr. Anton Pecher bei der ersten Nachkriegs-Wahl eines neuen Sektions-Vorstands zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Die Sektion Eger und Egerland im Deutschen Alpenverein (DAV) wurde beim Amtsgericht Regensburg in das Vereinsregister eingetragen.
Der Sektion wurde vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV) mitgeteilt, daß Schuldirektor Mühlbauer von der Sektion Ebensee als Treuhänder und Verwalter der Radstädter Hütte benannt wurde. Am 31. Juli wurde diese Hütte an die Sektion unterverpachtet. Sehr viele Reparaturen waren notwendig.

1957
Am 18. Februar wurde die Radstädter Hütte aus der Beschlagnahme entlassen. Die Sektion konnte ab diesem Zeitpunkt wieder uneingeschränkt über ihre Hütteneinnahmen verfügen.

1958
958 qm wurden zur Hütte dazugekauft.

1967
Dr. Anton Pecher starb. Die Sektion verlor mit ihm einen wichtigen Motor.
Am 28. Mai wurde Dr. Karl Pfluger zum 1. Vorsitzenden gewählt.

1968
Am 27. April trat der Verein der Bubenreuther Berg- und Wanderfreunde, der hauptsächlich aus Vertriebenen aus Schönbach bestand, als Ortsgruppe in die Sektion Eger und Egerland ein.
Damit erhöhte sich die Zahl der Mitglieder auf 300.
Die Ortsgruppe Bubenreuth begann im August auf der Lesachalm bei Kals in Osttirol mit dem Ausbau einer gepachteten Hütte.

1970
Einweihung der Bubenreuther Hütte auf der Lesachalm am 28. August.
Nun hatte die Sektion Eger und Egerland wieder zwei Hütten!

1977
Nach einem gegen den Willen der Bubenreuther Ortsgruppe erfolgten Erweiterungsbau der Radstädter Hütte, der die Sektion in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten brachte, wurde diese am 19. Juni neu geweiht und in Egerland-Hütte umbenannt.

1980
Die Ortsgruppe Bubenreuth hielt am 1. November eine eigene Hauptverammlung mit Rechenschaftsbericht und Wahl einer kompletten Vorstandschaft ab, nachdem in den letzten beiden Jahren weder eine Hauptversammlung stattgefunden hatte noch ein Rundschreiben vom Sektions-Vorsitzenden herausgegeben worden war. Dabei wurde Bruno Treitl zum 1. Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt.

1981
Der Sektionsvorsitzende Dr. Karl Pfluger berief am 21. März die Jahres-Hauptversammlung nach Bubenreuth ein.
Die vorgenommene Neuwahl war praktisch eine Ergänzungswahl der Wahl vom 1. November des Vorjahres in Bubenreuth.
Bruno Treitl ging als 1. Vorsitzender der Sektion Eger und Egerland hervor.
Dr. Karl Pfluger wurde nach seiner mehr als 25-jährigen Tätigkeit im Sektionsvorstand zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Mit dieser Sitzung wechselte der Sitz der Sektion von Regensburg nach Bubenreuth. Der Status einer Ortsgruppe war damit in Bubenreuth beendet.

1982
Am 27. November wurde die Egerland-Hütte an Hans Gappmeir verkauft.
Das Arbeitsgebiet um die Hütte blieb aber erhalten. Durch den Verkauf konnten sämtliche Schulden und Darlehen beglichen werden, so daß die Sektion keine finanziellen Verpflichtungen mehr hatte.

1984
Der Kaufvertrag für ein neues Sektionshaus in Almos in der Fränkischen Schweiz bei Hiltpoltstein wurde am 14. Mai in Erlangen unterzeichnet.
Die Sektion hatte nun wieder zwei Hütten.

1985
Die Weihe und Eröffnung des neuen Sektionshauses fand am 13. Juli statt.
Bruno Treitl taufte das Haus auf den Namen Haus Egerland und betonte, daß die Sektion als Vertriebenensektion endgültig in Franken festen Boden gefaßt hat.
Seit damals wird in jedem Jahr am zweiten Wochenende im Juli die Hüttenkirchweih des Hauses Egerland in Almos gefeiert.

1990
durch den Beitritt der Ortsgruppe Höchstadt/Aisch war die Mitgliederzahl auf 700 angestiegen.

1994
Das 100jährige Jubiläum der Sektion Eger und Egerland wurde vom 10. bis 12. Juni feierlich begangen.
Stolz blickte die Sektion im gleichen Jahr auf das das 24jährige Bestehen der Bubenreuther Hütte sowie auf das 10jährige Bestehen der Hütte Haus Egerland zurück.

1995 Der Pachtvertrag der Bubenreuther Hütte wurde nicht verlängert.

1998
Am 26. Juli wurde die Neue Bubenreuther Hütte am Rohrerberg in Walchen (Gemeinde Piesendorf) im österreichischen Pinzgau eröffnet.

2002
Im Januar trat die Gruppe AM-Nord Erlangen (AM = Siemens Apparatewerk München) mit 248 Mitgliedern der Sektion bei.

2005
111 Jahre Sektion Eger und Egerland

Die lange Sektiongeschichte zeigt, daß der Zeitabschnitt eine schwierige Epoche war.

In 111 Jahren wechselte der Sektionssitz dreimal:
→ Gründungsort Eger 1894;
→ nach 60 Jahren durch die Vertreibung erzwungener Wechsel nach Regensburg (1954);
→ von hier nach 27 Jahren Wechsel nach Bubenreuth (1981), wo die Sektion seit 24 Jahren beheimatet ist.

Die Sektion wird jetzt vom 1. Vorsitzenden Hermann Popp geführt.
Sie besteht aus ca. 1.200 Mitgliedern und hat zwei Ortsgruppen (Höchstadt/Aisch und AM-Nord Erlangen).
Sie besitzt zwei Hütten (das Haus Egerland in Almos und die Neue Bubenreuther Hütte im österreichischen Pinzgau) sowie eine Kletterwand.
Das rege Vereinsleben wird durch eine Jugendgruppe, eine Familiengruppe und eine zahlreiche, sehr aktive Seniorengruppe gekennzeichnet.

Quellen: u. a. 100 Jahre Sektion Eger und Egerland im deutschen Alpenverein, Sitz Bubenreuth o. O., o. J.

Geschäftsstelle:
Hans Keck, Lerchenweg 1, 91096 Möhrendorf
Tel. 09131 / 44314, Fax 490572
E-Mail:
DAV-Sektion.Eger-Egerland@gmx.de

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